Fledertiere

sind die einzigen Säugetiere, die fliegen können. Zu ihnen gehören die Flughunde und die Fledermäuse. Darunter gibt es Riesen wie den Indischen Riesenflughund und den Kalong, die eine Flügelspannweite von 1,5m erreichen, und Winzlinge wie die Schweinsnasenfledermaus, die mit 3cm Länge und zwei Gramm Gewicht das kleinste Säugetier überhaupt ist.
Während aber Nachttiere wie Eulen immer ein wenig Restlicht zum Sehen benötigen, kommen Fledermäuse dank ihrer hochentwickelten aktiven Ultraschall-Ortung auch bei totaler Dunkelheit zurecht. Nur ganz wenige andere Tierarten besitzen diese Fähigkeit, z.B. die Fettschwalmen oder Guácharos. Die in Südamerika beheimateten Vögel halten sich tagsüber in völlig dunklen Höhlen auf, in denen sie sich per Schallortung orientieren. Da ihre Sonarfrequenz aber im hörbaren Bereich liegt, ist der Lärm in einer Guácharo-Höhle ohrenbetäubend.

Aber zurück zu den Fledermäusen. Lt. Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) und der Bundesartenschutzverordnung gehören sie zu den streng geschützten Arten, die weder gefangen noch in ihren Quartieren gestört werden dürfen. Und dazu gehört grundsätzlich auch das Fotografieren an diesen Orten. Aber auch in freier Natur ist es extrem schwierig bis unmöglich, ein kleines schwarzes Objekt zu fotografieren, das sich auf unvorhersehbaren Bahnen durch die Nacht bewegt. Deshalb werden solche Fotos zumeist in der kontrollierten Umgebung eines Studios angefertigt. Sofern dazu Tiere eingefangen werden müssen, ist eine Sondergenehmigung der zuständigen Behörde notwendig. Diese Fotos besitzen deshalb in den allermeisten Fällen einen wissenschaftlichen Hintergrund.

Eine andere Möglichkeit für Fotos bietet sich in zoologischen Gärten. Bei den dort lebenden Fledermäusen handelt es sich aber nicht um einheimische Tiere, die wegen ihrer speziellen Insektennahrung und aus rechtlichen Gründen nicht in Gefangenschaft gehalten werden können, vielmehr sind es Pflanzenfresser aus überseeischen Gebieten. Sie halten keinen Winterschlaf und fliegen das ganze Jahr über, wie z.B. die Kolonie Brillenblattnasen in der »Villa Dracula«, dem Fledermaushaus des Tierparks Hellabrunn in München. Ihre ursprüngliche Heimat liegt im tropischen Mittelamerika, wo sie als eifrige Blütenbesucher für die Bestäubung der Pflanzen sorgen. Hier liegt auch der Grund für ihre Ausflüge in den Besucherraum – ein Happen tropischer Früchte, die ihnen die Tierpfleger dort bereitstellen. Um an diese Leckerbissen zu gelangen, müssen sie durch ein Loch in einer Tür fliegen, eine ideale Stelle für die Lichtschranke.
Neben der D80, die als Master fungierte und direkt mit der Lichtschranke verbunden war, wurde noch eine D300 als Slave eingesetzt. Schon in der Aufbauphase waren die Geräte Objekt des Interesses und wurden von den Fledermäusen eifrig umflattert und von allen Seiten beäugt. Hin und wieder kam der eine oder andere Flieger mit einem Kabel oder Stativ ins Gehege, ein ziemlicher Anfängerfehler, der eigentlich keiner Fledermaus unterlaufen sollte. Nach Auskunft der Tierpfleger lag der Grund darin, daß sich die Fledermäuse in bekannter Umgebung die anstrengende Ultraschall-Ortung sparen. Steht plötzlich doch etwas im Weg, haben sie natürlich ein Problem.
Nach einiger Zeit hatte es aber auch die letzte Fledermaus mitgekriegt und alle flogen nur noch mit Sonar-Ortung. Jedenfalls blieben weitere Berührungen mit den herumhängenden Kabeln aus.

Der Aufbau im Besucherraum. Im Hintergrund die Tür mit Flugloch und Lichtschranke
Rudolf beim Einstellen der D300
Die Nikon D80 mit einem Rodagon 5,6/135 und zwei Metz 40MZ. In der Mitte die Elektronik
Die Parallellichtschranke zur Richtungserkennung

Kleine Kunstflieger

Damit die Fledermäuse nicht unnötig durch das Blitzlicht gestört werden, wurde die Kreuzlichtschranke in eine Parallellichtschranke umgebaut und die Software so geändert, daß nur beim Durchflug in Richtung Kamera der Blitz ausgelöst wird. In die andere Richtung sollte nicht fotografiert werden. Soweit die Theorie.
Nachdem alle Geräte aufgebaut, überprüft und mit dünnen Plastiktüten gegen die aggressiven Hinterlassenschaften der Fledermäuse geschützt waren, wurden beide Kameras scharfgeschaltet und bis zum nächsten Morgen sich selbst überlassen. Natürlich hatten die Tierpfleger ein großes Kuchenbrett voller Tropenfrüchte, unter die auch ein paar schmackhafte Insekten als Eiweißlieferanten gemischt waren, bereitgestellt.

Von dem insgesamt ein Dutzend eingesetzten Blitzen waren nach fast zwölf Stunden noch etwa zwei Drittel in Betrieb, allerdings verweigerten beide Kameras ihren Dienst. Das lag nicht an den Akkus, sondern an den 16GB-Speicherkarten, die beide bis zum letzten Byte gefüllt waren. Das heißt, daß in dieser Nacht etwa 1000 Durchflüge stattgefunden hatten. Bei ca. 200 Fledermäusen ist also jede statistisch gesehen fünfmal geflogen, um sich etwas zum Essen zu holen. Befürchtungen, daß sich die Fledermäuse vom Licht der Blitzgeräte gestört fühlen könnten, erwiesen sich damit als unbegründet. Bei ihrer Flugfertigkeit hätten sie die Lichtschranke mit Leichtigkeit umfliegen können. Ganz im Gegenteil vermittelten die Fotos den Eindruck, daß es den Fliegern geradezu Spaß gemacht hat, die Blitze zum Aufleuchten zu bringen. Die Sache war wohl zu neu und zu interessant, um sie ungenutzt zu lassen.
Und es war ihnen sogar gelungen, die Elektronik auszutricksen. Denn viele Fotos zeigten die Flieger von hinten, was gerade verhindert werden sollte. 

Flughunde

Als Pflanzenfresser spielen Flughunde eine wichtige Rolle bei der Verbreitung von Samen und Früchten. Dabei legen sie oft mehrere hundert Kilometer in einer Nacht zurück. Bis auf eine Art besitzen sie kein Ultraschall-Sonar, sondern orientieren sich mit Hilfe ihrer großen Augen. In Südostasien, Australien und in Afrika leben sie in den Kronen hoher Bäume, wo sie riesige Kolonien bilden. Manche Flughunde sind kleiner als Fledermäuse, andere erreichen eine Flügelspannweite von 1,5m. Trotz ihrer Größe sind sie mit max. 1,5kg sehr leicht.
Einige dieser Flughunde lebten im Tropenhaus des Tierparks, einer riesigen Zeltkonstruktion, die dicht mit Bäumen, Büschen und tropischen Blütenpflanzen bewachsen ist. Ein idealer Ort für sie, sich im Gewirr der Äste und Blätter zu verstecken. Bis auf den einen oder anderen Tierpfleger hatte sie noch niemand tagsüber zu Gesicht bekommen. Zur Dokumentation und Information der Besucher sollten einige Fotos von ihnen angefertigt werden, idealerweise natürlich im Flug.

Der beste Ort dafür war ein kleiner »Berg«, ein beliebter Aussichtspunkt für die Besucher, auf dem sich der Fütterungsplatz befand. Wegen der örtlichen Gegebenheiten konnte allerdings keine Lichtschranke eingesetzt werden – ein klarer Fall für einen Lichttaster. Weil der Abstand zu gering für das 120er Makro-Planar war, wurde ausnahmsweise das Original-Nikon AF-D 2,8-4/24-85 an die Kamera angesetzt und bei f/40mm manuell und ohne AF auf eine geschätzte Entfernung von 2m eingestellt. Genauso der Lichttaster, der damit an der Grenze seiner Reichweite arbeitete. Insgesamt sechs Blitzgeräte leuchteten die Szene aus.

Über Nacht sind fast zweihundert Fotos belichtet worden. Auf den meisten war leider nur der Ast des Baumes zu sehen, der neben der Kamera stand. Hin und wieder grinste ein Flughund in die Linse, der sich am Ast festhielt und lustig auf und niederschwang. Offensichtlich hatte er sehr schnell herausgefunden, daß damit der Blitz ausgelöst werden konnte. Ein richtiger Spaß in der Nacht…
Indischer Riesenflughund
Palmenflughund (Afrika)
Palmenflughund als Spaßvogel
Die Kamera mit Lichttaster